Die 1764 unter Maria Theresia (1717–1780) erstellte Gebäude- und Häuserschatzung berichtet vom „Haus zur Sonne“ als Steingebäude mit einem gewölbten Keller und einem Schätzwert von 700 Gulden. Es gehörte damit zu den stattlichsten Häusern Rheinfeldens. Wahrscheinlich existierte schon während der ersten Stadterweiterung um 1200 ein Vorgängerbau. Von der ersten urkundlichen Erwähnung im Jahre 1422 bis 1840 war die „Sonne" fast beständig Wirtshaus und Herberge.
So geben verschiedene Quellen fast lückenlos über die Bewohnenden Auskunft: Erster bekannter Sonnenwirt war Michel Sybott, der letzte Matthias Kuni (1751–1838). Sein Sohn Alois verkaufte die „Sonne" 1840 an Franz Joseph Dietschy (1770–1842). Dazwischen werden 32 weitere Namen von Männern und Frauen genannt, die in der „Sonne“ wirteten oder darin wohnten. Manche betrieben die Wirtschaft nur kurze Zeit, andere wie Konrad Gebhard 25 Jahre (1509–1534) oder der Tiroler Mathias Monteferin 29 Jahre lang (1677–1706). Die Witwe Maria Ursula Brutschin-Kunin verpachtete 1773 das Gasthaus an Andres Zugold, behielt jedoch als Wohnung einige Räume im zweiten Obergeschoss.
Rokoko-Ausleger der „Sonne“
Aufnahme 2025
Andreas Zugold liess als Pachtwirt der „Sonne“ höchst wahrscheinlich das heutige Wirtshausschild anfertigen. Der vergoldete Aushänger zeigt eine von einer zierlichen Rocaillekartusche umfangene, in Blech getriebene Sonne
Franz Joseph Dietschy erwarb 1840 das Haus zur Sonne in der Absicht, im Hof einen Fuhrpark und Pferdeställe für seine benachbarte Brauerei zum Salmen einzurichten. Sein Sohn Michael Alois Dietschy (1810–1858), der als Nachfolger seines Vaters die Brauerei und die Wirtschaft zum Salmen betrieb, baute die Liegenschaft 1843 tiefgreifend zum Wohnhaus um: Das Haus wurde mit einem zusätzlichen kleinen Keller ausgestattet, Durchbrüche zum Sonnengässli-Überbau für dessen Nutzung als Dienstboten-Treppenhaus geschlagen, drei gegen den Hof liegende Lauben angebaut, welche zu einem späteren Zeitpunkt geschlossen wurden. Sie bilden die heute noch bestehenden Verandengänge. Auch geht die heutige Fassadengestaltung auf Michael Alois Dietschys umfassenden Umbau zurück.
Die gassenseitige Fassade des Wohnhauses zur Zeit der Familie Habich-Dietschy.
Zwischen 1898 und 1934.
Mit dem Tod von Michael Alois Dietschy im Jahr 1858 ging die „Sonne“ in den Besitz der fünf Töchter über, welche zusammen mit ihrer Mutter weiter im Haus wohnten. Die zugehörige Wirtschaft im Haus zur Sonne führte Catharina Dietschy-Walz (1815–1887) noch eine kurze Zeit weiter (1858). Der Grundriss der Stockwerke änderte sich nach 1859 kaum mehr, sieht man von den rückwärtigen Bauten ab, von denen heute nur noch der Stadtgeschichte-Raum im ersten Stock erhalten ist. Der liegende Dachstuhl aus dem 17. Jahrhundert blieb ebenfalls unverändert bestehen.
Marie Dietschy (1844–1909) – eines der fünf Mädchen – heiratete 1869 den seit 1868 im Salmenbräu tätigen Ingenieur Carl Habich (1845–1928). Das junge Paar wohnte ebenfalls in der „Sonne", die damit zum bürgerlich-herrschaftlichen Familienhaus der „Habich-Dietschy" wurde.
Ausblick auf den Garten und den Rhein, links der Laubenannex mit Rheinzimmer und ebenerdigen Gartenzimmer.
Zwischen 1889 und 1928
1884 renovierten Carl und Marie Habich-Dietschy das Haus umfassend: Der repräsentative Treppenaufgang entstand, ebenso der Eingangskorridor oder die Deckenmalereien in den Südzimmern des ersten Obergeschosses. Fünf Jahre später wurde mit dem doppelgeschossigen Annexbau mit Dachterrasse und prunkvollen Innenausbau, dem sogenannten Rheinzimmer, die Hofsituation neugestaltet. Der Umbau des Parterrezimmers zu einer altdeutschen Stube – Büro des Hausherrn, „Sonnenstube" genannt und heutiges Büro der Museumsleitung – erfolgte 1894 durch Franz Habich-Zollikofer (1852–1937), dem Bruder von Carl Habich-Dietschy.
Colorierte Darstellungen der Sonnenstube im Haus zur Sonne, Entwurf im Massstab 1:50 des Architekten Franz Habich-Zollikofer.
1894
Innenaufnahme des 1894 erbauten Rheinzimmers im Laubenannex.
Um 1900
Nach dem Tod von Carl Habich-Dietschy im Jahr 1928 schenkten seine Erben 1929 das Haus zur Sonne der Einwohnergemeinde Rheinfelden mit der Auflage, darin ein fricktalisches Heimatmuseum einzurichten.
Übersichtstafel des Fricktalischen Heimatmuseums mit Rundgang durch die 1934 neu eröffnete Ausstellung.
Zwischen 1934 und 1936
Der Innenumbau des Wohnhauses zum Museum plante der Rheinfelder Architekt Heinrich A. Liebetrau (1886–1953). Zeitgleich erfolgte die Entfernung der klassizistischen Gesimsbekrönung über den Fenstern. Otto Plattner (1886–1951) schmückte anschliessend die Gassenfassade mit den Malereien eines Schweizer Fähnrichs, dem Sonnenemblem, verschiedenen Wappen und Inschriften. 30 Jahre später fand eine etappierte Innenrenovation des fricktalischen Heimatmuseums statt. Bei der letzten Fassadenrenovation im Jahr 1978 wurde die Malerei von Otto Plattner wieder entfernt und als letzter grosser Eingriff 1989 das Rheinzimmer im Zuge der Überbauung des benachbarten Salmenareals abgerissen.
Modelle und Bilder zur Stadtgeschichte im Kalenbach-Zimmer im ersten Obergeschoss.
1934