• Brewster-Stereoskop mit Stereokarte

    Brewster-Stereoskop oder Linsen-Stereoskop aus Holz mit aufklappbarem Spiegel, Fricktaler Museum

    Unser Stereoskop ist ein sogenanntes Brewster-Stereoskop – benannt nach dem schottischen Physiker Sir David Brewster (1781-1868) – und wird in die 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts datiert. In den 1840er Jahren verbesserte Brewster den von Wheatstone entwickelte Apparat, indem er prismatische Linsen (leicht geneigte Linsen) einsetzte. Diese Linsen korrigierten die Winkelabweichungen der beiden Bilder und sorgten dafür, dass das Gehirn die zwei Bilder als eine dreidimensionale Szene wahrnahm. Das Brewster-Stereoskop wurde 1849 in Paris erstmals vorgestellt und war eine entscheidende Verbesserung der Technik: Es war klein, tragbar und alltagstauglicher. Die Begeisterung für die Stereoskopie war in der viktorianischen Gesellschaft so gross, dass sie eine der beliebtesten Formen der Heimunterhaltung wurde.

    Die gewünschte Stereokarte wird dabei hinter das Sichtfenster eingeschoben. Mit Durchlicht oder dem Auflicht des Spiegels wird das Bild beim Hindurchblicken sichtbar. Mit dem Zahnrad, welches mittig zwischen den beiden Okularen montiert ist, kann das Bild fokussiert werden. Der Apparat ist sowohl für Papierfotografien als auch für Glasdias geeignet.

    Aber was sahen die Menschen, wenn sie durch ein Stereoskop hindurchblickten?
    Oft wurden speziell angefertigte Stereokarten oder Stereofotografien verwendet, auf denen zwei nebeneinanderstehende Bilder abgedruckt waren. Diese Bilder stellten dieselbe Szene dar, aber aus leicht unterschiedlichen Blickwinkeln. Beim Betrachten durch ein Stereoskop erscheinen sie als ein einzelnes dreidimensionales Bild. Die Illusion kann so lebendig sein, dass sich die Szene vor der Betrachterin/dem Betrachter physisch zu materialisieren scheint. Die festen Gegenstände und Personen erscheinen beim Hindurchblicken in der Zeit eingefroren zu sein.

    In unserer Sammlung befinden sich 22 einsetzbare Stereokarten unterschiedlicher Herkunft. Die Aufnahmen stammen unter anderem von John Jullien (1881-1887, vor allem Schweizer Sehenswürdigkeiten) und Bruno Hentschel (ab 1890 tätig), der seit etwa 1890 in Leipzig als Fotograf und Kunstverleger tätig war und um die Jahrhundertwende ein Zweiggeschäft in Jerusalem betrieb.

    2. Hälfte 19. Jahrhundert
    FMR G.352